Wo fühle ich mich "zuhause"? Was bedeutet Spiritualität für mich?
Selbst bin ich in kirchlichen Zusammenhängen aufgewachsen und habe als Kind regelmäßig den evangelischen Kindergottesdienst besucht. Am meisten beeindruckt haben mich die biblischen Geschichten, die wir während des Gottesdienstes von den „Kindergottesdienst-Helfern“ erzählt bekamen. Wir wurden nach Alter aufgeteilt und jedes Jahr wurden zur gleichen Zeit die gleichen Geschichten erzählt. Das Wunderbare daran war, dass frei erzählt wurde. Es waren keine abgelesenen, von einem Unbekannten vorgefassten Geschichten, sondern sie entstanden sozusagen im Moment des Erzählens. Manche davon haben mich zu Tränen gerührt. Diese Erlebnisse zogen mich Sonntag für Sonntag zur Kirche. Mit der Konfirmation war das vorbei. Der Gottesdienst für die Erwachsenen sagte mir nichts mehr und die Kirche habe ich seitdem nicht mehr besucht.
Auf der Suche
Ich war dann lange auf der Suche nach dem, was ich verloren hatte. Ich habe mich mit Philosophie, Literatur und Kunst beschäftigt und ahnte, dass dort etwas von dem verborgen liegt, was mir fehlte. So viel Schönes und Berührendes ich dort kennen lernte, wirklich fand ich nicht, was ich suchte.
Mit 25 Jahren begegnete ich der Anthroposophie Rudolf Steiners. Eigentlich begegnete ich in Israel zunächst Menschen, die sich mit der Anthroposophie intensiv beschäftigten und dort eine Lebensgemeinschaft (Kibbuz) gegründet hatten. Diese Menschen waren es, durch die ich der gelebten Anthroposophie und dann auch Rudolf Steiner in seinen Vorträgen und Schriften begegnete.
Was ist der Mensch?
Die zentrale Frage, auf die ich im Grunde Antworten suchte und suche, war: „Was ist der Mensch?“ Sie bewegt seit Urzeiten – bis heute – die Menschen, die Suche nach Antworten ist vielfältig und wird immer individueller. Für den einen ist es das Christentum, aber nicht unbedingt das kirchliche, für den anderen der Buddhismus, für den nächsten gibt es wichtige spirituelle Lehrer. Häufig sind es Lebenskrisen, die tiefe Fragen stellen und nach Antworten verlangen. Alle diese Menschen spüren, erfahren, erkennen, dass der Mensch mehr ist als das, was wir mit unseren Sinnen wahrnehmen können. Und daran schließt sich – fast wie notwendig – die Frage an: "Was ist denn nach unserem Erdenleben?" Und für viele inzwischen auch die Frage: „Was war denn vor unserem Erdenleben?“
Mit all den nach Spiritualität strebenden Menschen, die das Menschsein nicht als im Erdendasein erschöpft erleben, die im Menschen mehr erleben, als das, was wir mit unseren Sinnesorganen wahrnehmen können, fühle ich mich tief verbunden, unabhängig davon, wo der Einzelne nach Antworten auf seine Fragen sucht.
Foto: Jeremy Bishop/Unsplash
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